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Die Chinesen und Hamburgs Hafen

Die Vorgeschichte: Bereits 2009 hatte der Hamburger Senat der Buss Group den Pachtvertrag für das 42 Hektar große Filetgrundstück auf Steinwerder abgekauft. Gegen einen dreistelligen Millionenbetrag. Man wolle das zentral im Hafengebiet gelegene Areal "für andere Zwecke" nutzen. Angedacht war die Ansiedlung "zukunftsfähiger Industriebetriebe". Hamburgs Wirtschaftsenator Frank Horch wörtlich: "In absehbarer Zeit wird der Containerhandel nicht mehr diese Zuwachsraten erreichen, die wir in der Vergangenheit hatten." Wie auch immer, Ende 2016 war dann real Schluss mit Buss. Eine neue Verpachtung steht an - und jede Menge Ärger.

Der Reihe nach:

Den Ärger eröffnete ungewollt die Hamburg Port Authority (HPA) am 13. Juli 2017 mit der Bekanntgabe des Siegers in einem Ideen-Wettbewerb über die künftige Nutzung des attraktiven Hafengeländes. Den ersten Preis und das Preisgeld von 150.000 € holte sich überraschend ein rein chinesisches Konsortium mit den Schwergewichten

  • CCCC, einem Baukonzern*,
  • ZPMC, einem auf Häfen spezialisierten Containerbrückenbauer
    und hier weltweit die Nr. 1*, sowie
  • Multimilliardär Jack Ma, Chef des größten chinesischen Internetkonzerns
    Alibaba (ca. 50.000 Mitarbeiter).

Den zweiten Platz im Rennen belegte das Hamburger Unternehmen C. Steinweg GmbH & Co. KG, das bereits den Süd-West-Terminal im Hamburger Hafen betreibt.

Idee der Chinesen ist, zu den drei bestehenden HHLA-Terminals und dem Eurogate-Terminal einen voll durchautomatisierten Containerterminal mit einem 1.100 m langen Kai sowie ein riesiges Logistikzentrum zu errichten - alles aus eigener Tasche finanziert!

Idee von Steinweg ist, ein Mehrzweckterminal mit einem gigantischen Lager für Kühlprodukte hochzuziehen.

Die HHHLA beteiligte sich an der Ideenfindung mit einer Skizze und Eurogate gar nicht. Desto lebhafter, um es dezent zu formulieren, sind jetzt die Reaktionen angestammter Hafenbetriebe bzw. -organisationen.

Die HHLA und Eurogate sehen bei einer Entscheidung für die Chinesen erhebliche Umsatzverluste auf die bestehenden Hafenbetriebe zukommen. Ein weiterer Containerterminal würde lediglich zu einer Umverteilung bestehender Geschäfte führen.

Der Unternehmensverband Hafen Hamburg verweist auf den Hafenentwicklungsplan, nach dem im Mittleren Freihafen kein Vollcontainerterminal gebaut werden soll. Die vorhandenen Kapazitäten würden das prognostizierte Containeraufkommen mindestens bis 2025 bewältigen.

Wirtschaftssenator Frank Horch und die HPA reagierten beschwichtigend: Alles sei nur ein "Ideen-Input", es gebe keine Pflicht zur Umsetzung. Dazu sei - als nächster Schritt - eine offizielle Ausschreibung der Wirtschaftsbehörde notwendig. Wann die auf den Tisch kommt, ließ die Behörde offen.

In diesem Zusammenhang mag eine Meldung vom 19. Juli 2017 durch Presseagenturen die Lage "wie bestellt" beruhigt haben: Im ersten Halbjahr 2017 ist der Wert von Übernahmen und Beteiligungen chinesischer Unternehmen in Deutschland im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um 38 % gesunken. Von 10,5 Milliarden Dollar au 6,5 Milliarden Dollar. In China selbst läuft's aktuell nicht so gut.


*) CCCC = China Communications Construction Company Ltd., Peking /
ZPMC = Shanghai Zhenhua Heavy Industry Co., Ltd., Shanghai

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